Oliver Richters – Wohlstandslied

Wohlstandslied

Text: Oliver Richters, CC-BY-SA.

Unser Wohlstand, das ist unser Streben.
und wer nicht mehr davon will, scheint aufs Leben nichts zu geben.
Wir hausen hier in Saus und Braus,
und beuten einfach alles aus.
Wir wähnen uns im Garten Eden.
Doch sieht das Paradies so aus?

Ich kaufe immer mehr und kenne kein zurück,
und quäle mich so sehr in der Tretmühle des Glücks
Ein neues Auto yeah, der Nachbar hats entdeckt
mit dem ich dann nachher, im selben Stau doch steck.
Ich kanns nicht reparieren, das nennt man wartungsfrei,
und bald schon wird es abgewrackt – ich spare was dabei.

Wachstum – ist meine Leidenschaft
Wachstum – sonst wird mein Job doch abgeschafft,
Wachstum – das ist meine Religion
Wohlstand – ist der gerechte Lohn.

Beim Umweltbewusstsein – da halt ich den Rekord
und spare CO2 – ich mach ja keinen Sport
mein Auto fährt mit Strom – treibhausgasneutral
direkt aus dem Atom – sicher und lokal
Wirtschaft die muss größer werden aber dafür grün,
dann kann neben Sonnenblumen auch der Export blühn.

Finanzkrise weltweit – ich schimpfe auf die Gier
und lass die Banker mit meiner Rente rumjonglieren.
Rendite will ich sehn, dass es nur so kracht,
auch wenn das nur geht wenn jemand anders Schulden macht.
Mein Geld das lass ich arbeiten, denn das stresst mich nicht
unser Geld das nimmt dafür andere in die Pflicht.

Denn ich hab von Historikern erfahren,
wie in der Steinzeit vor dreißig Jahren,
alle fast krepierten
weil sie nur halb so viel produzierten.

Im Mittelalter brauchte man zum Scheitern
haufen, da sind wir echt heut weiter
ausgebrannt ganz ohne Zunder
für das Wirtschaftswunder.

Glück und Gemeinwohl das erreichen wir
nur über den Umweg von Eigennutz und Gier
und indem wir Bildung aufs Lernen reduziern
so bleibt Zeit zum konsumiern.

Wachstum – auch wenn es Leiden schafft
Wachstum – egal wohin mit voller Kraft
Wachstum – das bleibt unsre Religion
Wachstum – die Wohlstandsillusion